Rauenberger Abendmusik

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Tradition und Offenheit

Ein stattlicher Chor stand auf den Altarstufen der Rauenberger Katholischen Kirche, und die festlich geschmückten Christbäume schlossen zusammen mit dem hoch aufragenden Altar dieses eindrucksvolle Bild ab beim Neujahrskonzert im „Dom des Angelbachtals“. Die alte Kirchenchor-Tradition der Musikalischen Andacht zum Ende der Weihnachtsfestzeit hatte Prof. Franz Wassermann, der Dirigent, verbunden mit einem Neujahrskonzert mit Trompete und Pauken. Und es passte zusammen: der Kontrast zwischen Jubel und Nachdenklichkeit fand sich in den Chorwerken ebenso wie in den Instrumentalstücken. Mit mächtiger Klangfülle eröffnete der Chor die dritte der „Rauenberger Abendmusiken“ durch den festlichen Chorsatz „Tollite Hostias“ aus dem Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns, dem er die verhalten-weiche Melodik des lettischen Weihnachtslieds „Der Weg nach Bethlehem“ gegenüberstellte.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Chors von St. Peter und Paul Rauenberg, Christel Wagner, erfüllte Musik von oben den weiten Kirchenraum: Der Trompeter Benedikt Scherrer aus Bad Dürkheim, der Paukist Christoph Kerber aus Speyer und Prof. Wassermann an der Großen Orgel spielten zuerst in gedeckter Farbe den Choral „Jesu bleibet meine Freude“; danach folgte die dunkle Pracht des Orgelpräludiums c-moll von J. S. Bach. Prachtvoll schmetternde Werke wie Telemanns „Heldenmusik“ nahmen im Gegenüber von warm schwingenden Kompositionen von Händel oder dem berückenden „Christmas Song“ des zeitgenössischen Komponisten Robert Wells das Thema Jubel und Nachdenklichkeit wieder auf. Am Ende des Instrumentalteils spielte Prof. Wassermann mit atemberaubender Virtuosität Widors berühmte Orgel-Toccata, und eine Suite aus Händels Feuerwerksmusik präsentierten die drei Instrumentalisten tatsächlich als Feuerwerk zum Neuen Jahr: in fast ausgelassener Spielfreude, glänzend und in perfekter gegenseitiger Abstimmung.
Das alte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ und Händels „Tochter Zion“ sang der Chor in sorgfältiger Interpretation, klangschön und differenziert. Die stimmbildnerische und dirigentische Arbeit des seit einem guten Jahr amtierenden Chorleiters Franz Wassermann trägt deutlich Früchte bei dem mit sichtlicher Freude musizierenden Chor.
Die zahlreichen Besucher zeigten mit stehenden Ovationen, dass Chorklang, musikantisch-virtuoses und zugleich musikalisch-gestaltendes Spiel wie auch die sorgsame Programmgestaltung sie begeistert hatten. Das gemeinsame Lied „O du fröhliche“, das mit dem Chor und dem Glanz von Trompete, Pauken und Orgel erklang, vereinte die Begeisterung der Musizierenden mit der des Publikums. Tradition war in gelungener Weise mit der Offenheit für Neues in Gestaltung und Stückauswahl verbunden worden.
Gudrun Linder

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