Rauenberg. (GW) Den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung für die katholische Kirche St. Peter und Paul feierte die Pfarrgemeinde Rauenberg mit einem Festgottesdienst und anschließender Begegnung im Foyer des Rathauses. Der eigentliche Jahrestag war der 13. Oktober 1907, doch wegen der Winzerkerwe wurde die Jubiläumsfeier kurzerhand um eine Woche verschoben. 100 Jahre Grundsteinlegung und die daraus resultierende Feier sind auch ein Beleg für eine lebendige katholische Pfarrgemeinde, die die politische Gemeinde mitträgt und mitprägt. Zum Festgottesdienst fanden sich zahlreiche Gläubige ein. Umrahmt wurde die heilige Messe vom Kirchenchor Cäcilia unter der Leitung von Dietmar Schüssler, der mit seinen sakralen Liedvorträgen den Gottesdienst zu einem Genuss werden ließ.
Vor Beginn überraschte der Kirchenchor die vor der Kirche Wartenden. Vorgefahren kam der Kerwewagen des Kirchenchors, der als Thema die Grundsteinlegung hatte; unter anderem waren auf ihm zu sehen Pfarrer Harald Mathias Maiba, Dr. Dieter Wagner und Markus Backes als Maurermeister, der die Grundsteinlegung vollzog. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Roswitha Schöttler begrüßte alle Gekommenen. „Mit dem heutigen Festgottesdienst beginnt ein Zyklus, der am 20. Juni 2010 mit der großen Feier zur Fertigstellung der Kirche St. Peter und Paul vor 100 Jahren endet“, so Roswitha Schöttler. In historische Gewänder gehüllt, gab die Gruppe vor dem Grundstein der Kirche ein schönes Bild ab. Dieser war mit Blumen geschmückt worden. Dr. Dieter Wagner gab einen Rückblick über den Kirchenbau und wie es dazu kam.
„Bei herrlichem Festwetter wurde heute unter großer Beteiligung der Gemeindeangehörigen und vieler Freunde Rauenbergs aus der Umgebung der Grundstein zu unserer neuen Kirche gelegt.“ Mit diesem Zitat aus einem damaligen Zeitungsbericht begann Dr. Wagner seine Ausführungen. Dabei ging er auch auf die Gründe ein, warum vor 100 Jahren ein Kirchenneubau anstand. Wann genau die alte Kirche (das heutige Pfarrzentrum) erbaut wurde und wie viele Vorgänger es gab, lässt sich nicht genau feststellen. Im Jahr 1513 wurde aber zum ersten Mal das Peter und Paul Patrozinium erwähnt, Kirchenherren waren damals noch die Bischöfe von Worms. Im Jahr 1346 gab es den ersten schriftlichen Hinweis. Damals gehörte die Kirche wegen einer Grenzverschiebung nicht zum Bistum Worms, sondern zum Bistum Speyer. Die älteste bildliche Darstellung einer Kirche in Rauenberg stammt aus dem Jahr 1548 und befindet sich auf der Wildbannkarte.
Wie Dr. Wagner weiter berichtete, stammt die erste verlässliche Bevölkerungszahl von Rauenberg aus dem Jahr 1683. Ungefähr 200 Einwohner hatte der Ort damals. 60 Jahre später hatte sich die Bevölkerung verdoppelt. 1743 beschloss man dann, eine neue Kirche zu bauen. Hierzu kam es aber nicht, vielmehr wurde die alte Kirche erweitert. 130 Jahre später war die Bevölkerungszahl auf 1270 angewachsen und die Kirche wieder zu klein. Der damalige Pfarrer Honikel (1869 bis 1883) bat das erzbischöfliche Bauamt in Karlsruhe, in die Kirchenpläne Einsicht zu nehmen. Ein Gutachten ergab, dass eine erneute Erweiterung nicht möglich sei. Unter Pfarrer Wilhelm Weihrauch (1904 bis 1924) entschloss man sich dann, eine neue Kirche an anderer Stelle zu bauen. Nachdem es noch einige Zeit gedauert hatte, bis die Grundstücks und Finanzfragen geklärt waren, konnte dann am 13.10.1907 der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt werden.
Danach bat Pfarrer Harald Mathias Maiba zum Festgottesdienst, den er zusammen mit Pfarrer Josef Keller zelebrierte, in das Gotteshaus. Der Kirchenchor gab der Messe den feierlichen Rahmen. Schon mit dem Eröffnungslied wurde auf die Bedeutung des Tages hingewiesen: „Ein Haus voll Glorie weit über alle Land, aus ewigem Stein gebaut von Gottes Meisterhand.“ In seiner Ansprache ging Pfarrer Maiba auf die Bedeutung des Gotteshauses für die Gläubigen und die Pfarrgemeinde ein. Allen Besuchern wurde nach der Messe eine geweihte Kerze überreicht, die an das Ereignis erinnern soll. Bei der anschließenden Begegnung im Foyer des Rathauses beging man gemeinsam den freudigen Anlass. Wie Roswitha Schöttler meinte, „soll die Feier nicht nur Erinnerung an den Vergangenheit sein, sie soll auch dazu beitragen, das Miteinander im Leben und Glauben zu stärken“.
Wer sich die Pfarrkirche genauer an schauen wollte, konnte vor Beginn des Gottesdienstes an einer von Jochen Kyek geleiteten Führung teilnehmen.
mit freundlicher Genehmigung der RNZ